Rezensionen 2009

Rhein Main Presse, Donnerstag 10. Dezember 2009
Von Eva Fauth

KRIMI Friederike Harig schreibt Professorenmord

 

Sie kennt die Szene, soviel ist schnell klar. So wie Friederike Harig ihre Kommissarin durch die verstaubten Flure des Philosophicums schickt und wie sie die Begegnungen mit all den "trockenen Brötchen" des historischen Seminars nebst ihres lebenslustigen Chefs schildert - so schreibt jemand, der Leben und Leute an der Uni kennt. Die Autorin hat in Mainz studiert und lehrt am Internationalen Studienkolleg. "Professorenmord" ist ihr erstes Buch.

Ein bisschen Campus-Krimi, insgesamt mehr ein Rheinhessen-Krimi - und ein neuer Band in der Reihe der Regionalliteratur.Der Titel verrät es: Bei der Leiche, die im Selztal bei Stadecken-Elsheim gefunden wird, handelt es sich um einen Professor: Dr. Martin Klinkenbiehl, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte an der Uni Mainz. Dessen spezielles Forschungsgebiet sind, wie Kommissarin Margerethe Maybach herausfindet, die Frauen. Was die Suche nach dem Mörder geschweige denn nach einem Motiv nicht leicht gestaltet: Karrierebesessene Kolleginnen, Geliebte (heimliche, neue und verlassene) und Ex-Frauen - mit ihrem Kollegen Uwe Scholz knöpft sich Maybach alle vor. Nicht schnell genug. Ein zweiter Mord erschüttert Mainz. Eine Frau diesmal, auch sie Historikerin an der Uni...Solide, aber wenig spektakulär entwickelt Friederike Harig die Krimihandlung. Als fast wissenschaftlich mag man den sachlichen Schreibstil charakterisieren, der dem "Professorenmord" immer wieder die Dramatik nimmt. Ebenso kommt auch die Kommissarin Maybach daher, zu der der Funke beim Lesen nur langsam überspringt: alleinerziehend, Single, Stress mit den männlichen Kollegen und sowieso Chefs - die typische Kommissarin eben. Ein paar Eigenheiten wären sympathischer.

 

Erfrischend sind die Szenen mit Maybachs Kollegen Uwe Scholz, der sich vom Schwerenöter zum Schürzenjäger mausert - zumindest kurze Zeit. Sie sorgen für die überraschenden Momente in diesem Buch, in dem viel Rheinhessen und noch mehr Mainz steckt, womit Friederike Harig dem "Professorenmord" eine klare Kulisse gibt, der für ein weiteres Buch eines zu wünschen wäre: diese mit Leben und rheinhessischer Lebensart zu füllen.